ESK 2016

Bereits zum dritten Mal hat das ZöBiS im März 2016 die interdisziplinäre Tagung zum elektronischen Schulbuch ausgerichtet. Fachdidaktiker und Informatiker diskutierten an der Universität Siegen über Chancen, Entwicklungspotentiale aber auch Risiken für die Lernkultur, wenn das Tablet zum Leitmedium imUnterricht wird.


Was hat die Schule denn vom Internet?
Passend zur Konferenz titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Februar 2016 mit der Frage „Was hat die Schule denn vom Internet?“. Wenn man nur einen kurzen Moment darüber nachdenkt, eine durchaus berechtigte Frage und dies nicht nur im Rahmen der Diskussion um die Konzeption elektronischer Schulbücher. Aus Lehrersicht hat das Internet die Unterrichtsvorbereitung deutlich beschleunigt. Warum noch aus Büchern kopieren, die schnell veralten, Unterrichtsmaterialien aus Ordnern bemühen, die bereits seit Jahren im Schrank stehen? Das Netz bietet doch eine schier unerschöpfliche Quelle: inhaltlich und zunehmend auch als kostenloses Rundum-Sorglos-Paket, zumindest scheint dies die Linie der Politik zu sein.

Eröffnung der Tagung durch Michael Schuhen

Eröffnung der Tagung durch Michael Schuhen

Welchen Nutzen kann OER den Lehrerinnen und Lehrern bieten?
OER heißt das Zauberwort. Open Educational Resources sollen Unterricht und pädagogische Arbeit nachhaltig verändern. Es handelt sich um freie Lehrmaterialien,
die das Schulbuch ablösen könnten. Im Netz findet man viele gute Unterrichtsmaterialien,
entwickelt von Lehrerinnen und Lehrern und Fachdidaktikern, die Spaß daran haben, neue Materialien zu teilen und zu verbreiten. OER könnte dazu führen, dass frei nach dem Motto des Netzes: copy, remix and share, also kopiere, baue um und teile, der Unterricht besser wird. Die Kritik jedoch, insbesondere im Bereich der ökonomischen Bildung, an diesen frei verfügbaren Materialien ist laut und intensiv.DSC_0733

Die zentralen Probleme werden damit nicht ausgeräumt
Qualität und ihre Sicherung sind ein wesentliches Merkmal von Schulbüchern und kommerziell angebotenen Unterrichtsmaterialien. Nicht alles aber was online gestellt wird, seien es Arbeitsblätter oder Aufgaben, ist gut und inhaltlich korrekt. Und es gibt keine Prüfinstanz, die dem eher schnell vorbereitenden und vielleicht fachfremd unterrichtenden Lehrer die Sicherheit gibt, dass das, was er einsetzt, auch richtig ist. Der professionelle Lehrer ist häufig eher Wunschbild als Realität. Dies gilt insbesondere auch für den OER-Markt.

Ist die Schule der Zukunft mit OER machbar?
Abseits offener juristischer Fragen ist die Durchsetzung fachdidaktischer Innovation auch davon abhängig, dass die neuen Ideen und Ansätze auch wirtschaftlich tragfähig sind.

DSC_0758Text: Michael Schuhen | Fotos: Manuel Froitzheim